Die Tierkrankenversicherung steht bei Experten in der Kritik. Ob sich eine solche lohnt, hängt jedoch vom Einzelfall ab.
Für welche Tiere gibt es eine Tierkrankenversicherung?
Fakten zur Haustierhaltung in Zahlen
- Deutschland liegt mit 30 Millionen Haustieren hinter Russland und Italien auf Platz 3 in der europäischen Rangliste.
- 30 Millionen Haustiere leben in Deutschlands Haushalten.
- In jedem dritten Haushalt ergänzt mindestens ein Tier die Familien.
- 12,5 Millionen Menschen sind Katzenhalter mit 1 Katze oder mehr.
- Deutschland hat 11,5 Millionen Hundehalter.
- 3,25 Millionen Menschen halten Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamster.
- 3,13 Millionen Haushalte besitzen ein Aquarium mit Fischen.
- In 2,41 Millionen Haushalten leben Vögel.
Wer eines dieser Tiere oder eine andere Art besitzt, dem ist es wichtig, dass es diesem gut geht. Daher sind regelmäßige Besuche beim Tierarzt Pflicht – und mit hohen Kosten verbunden. Umso schlimmer, wenn das Tier ernsthaft erkrankt. Da häufen sich schnell Rechnungen an, die gesamt in die Tausende gehen.
Wie gelingt es, sich vor den hohen Kosten zu schützen? Der erste Gedanke ist, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen.
Wer bekommt eine Tierkrankenversicherung?
Versichern die Anbieter einer Tierkrankenversicherung sämtliche Tierarten? Nein. Die überwiegende Zahl der Tierkrankenversicherungen begrenzt die zu versichernden Tiere auf:
- Hunde
- Kaninchen (Angebot bereits begrenzt)
- Katzen
Wer ein Pferd besitzt, sucht länger nach einem Versicherer. Für andere Tiere wie Ratten, Schlangen, Hamster oder bei Kindern beliebten Meerschweinchen nehmen Tierhalter sich noch mehr Zeit, um eine Versicherung ausfindig zu machen, die diese krankenversichert.
Bei der Tierkrankenversicherung verhält es sich ähnlich wie bei den Lebensversicherungen beim Menschen. Eine Chance auf Aufnahme hat, wer sich bester Gesundheit erfreut und jung ist. Die Kosten für bereits erkrankte Tieren übernehmen die Versicherer nicht. Darum ist es wichtig, eine Tierkrankenversicherung frühzeitig zu unterschreiben.
Welche Leistungen bieten diese Versicherungen?
Es lohnt sich, vor dem Abschluss einer Tierkrankenversicherung Preise und Leistungen zu vergleichen.
Die meisten Versicherungen kommen auf für:
- Diagnostik
- tierärztliche Behandlungen bei freier Tierarztwahl
- vom Tierarzt verordnete Medikamente
- notwendige chirurgische Eingriffe, ambulant und stationär.
- Unterbringung
Diese Aufwendungen schließen die meisten Versicherer aus:
- das Chippen
- die Tätowierung
- Kastrationen
- Sterilisationen
- Erbkrankheiten oder genetische Anomalie wie Hüftdysplasien
- Zahn- und Kieferanomalien
- Parasitenbehandlungen
- Vorsorgeleistungen (Zeckenmittel, Impfungen)
- Tierarztkosten, die in der Wartezeit entstehen
Versicherer übernehmen ausschließlich Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen. Auch ästhetische Behandlungen oder Maßnahmen zur Wiederherstellung des Rassestandards lehnen die Versicherungen meist ab. Dazu erkundigen sich Tierhalter bei den einzelnen Versicherungsanbietern.
Dies betrifft auch die Höhe der Tarife, die von verschiedenen Faktoren abhängen:
- Tier und Rasse
- Freigänger oder nicht
- Alter des Tieres
- bei Hunden nach dessen der Größe
- Vorerkrankungen
- Gewicht des Tieres
Dabei ermitteln die Versicherer zunächst das Risiko (Risikoanalyse) und setzen dann den Tarif fest. Üblich ist, dass die Kosten für eine Tierkrankenversicherung niedriger ausfallen je jünger und gesünder das Haustier ist. Vorerkrankungen zu verheimlichen ergibt keinen Sinn, denn die Versicherung verweigert die Zahlung, wenn dies herauskommt.
Expertentipp: Ein Tier zu versichern lohnt sich, wenn Halter es noch als Jungtier versichern. Viele Versicherungen schließen ältere Tiere ohnehin aus. |
Tierhalter beachten die Versicherungssumme und die Höhe der Selbstbeteiligung. Die Leistungen im Vergleich mit den monatlichen Kosten gesetzt, lassen erkennen, ob sich eine Versicherung lohnt.
Wann lohnt eine Tierkrankenversicherung?
Wie bei der Unfall- und der Lebensversicherung oder bei der Zahnzusatzversicherung empfiehlt es sich, Kosten und Nutzen gegenüberzustellen. Ein Vergleich der Anbieter der Tierkrankenversicherung bringt hervor, dass sich die monatlichen Beiträge stark unterscheiden.
Die Kosten liegen bei jungen Tieren von normaler Größe und Gewicht liegen zwischen 60 und 130 € im Monat. Für ältere Tiere und für andere Risikogruppen gelten höhere Tarife. Mit etwa 10 Euro ist eine OP-Kosten-Versicherung leichter finanzierbar. Hierbei achten Tierhalter auf eine Versicherung ohne Kostenlimit.
Da stellt sich schnell die Frage: Lohnt sich eine Tierkrankenversicherung überhaupt. Dies Frage ist individuell zu beantworten. Bei kleineren Haustieren ist das selten der Fall, es sei denn, es sind hohe Operationskosten zu erwarten (Ausschlüsse beachten). Diese Meinung vertritt die Verbraucherzentrale Hamburg sowie die Expertin Henriette Neuvert in einer Sendung zum Thema von ZDF Wiso. Sie sieht die Tierkrankenversicherung kritisch und empfiehlt, das Geld anzusparen.
Pferdehalter profitieren jedoch von einer Tierkrankenversicherung, denn bei ihnen ist das Risiko des finanziellen Ruins durch Tierarztkosten groß. Der Grund sind die hohen Operationskosten für Pferde. Zudem ist die Anschaffung des Tieres teuer und es wäre schade, wenn es zu Tode käme, weil dem Halter das Geld fehlt.
Bei kleinen Haustieren halten sich die durchschnittlichen jährlichen Tierarztkosten in Grenzen. Fachleute empfehlen, 20 bis 40 Euro im Monat anzusparen. Bei einem Pferd raten sie jedoch, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen.
Wichtig:Das Kleingedruckte lesen. Dort verstecken sich Leistungsausschlüsse, beschränkte Leistungen und die Höhe der Selbstbeteiligung. |
Fazit
Ob sich eine Tierkrankenversicherung lohnt, hängt vom zu versichernden Tier und den finanziellen Möglichkeiten des Halters ab. Die Versicherungsnehmer wählen zwischen einer Vollversicherung und einer OP-Versicherung. Letztere ist leichter finanzierbar. Jedoch empfiehlt es sich, auch hier auf Selbstbeteiligungen, versteckte Kosten und Ausschlüsse sowie einem möglichen Kostenlimit zu achten. Ebenso bewahrt ein wacher Blick beim Studieren der Verträge vor bösen Überraschungen bei der Vollversicherung.
Beitragsfoto: © sergo321 / adobe stock